187 - Best of 2009: Die Überflieger des Jahres (.de)

Bobic, Fri 01 Jan 2010

Best of 2009: Die Überflieger des Jahres

Wieder einmal ist ein Jahr zu Ende gegangen. 365 Tage Echtzeitkunst liegen hinter uns. Eine Zeit, in der die Demoszene in einigen Bereichen Großartiges geleistet, in anderen jedoch etwas abgebaut hat. Welche Demos und Intros aus 2009 man gesehen haben muss, welche für uns die Besten waren und wo es Defizite gab, das haben wir in gewohnter Art und Weise für euch zusammengefasst. Auf den folgenden Seiten finden sich unsere ganz persönlichen "Muss man einfach gesehen haben"-Ranglisten die wir, in teils hitzigen Diskussionen, zusammengestellt haben.




Best PC 4k Intro:
1.) Elevated / RGBA & TBC
2.) Rudebox / Alcatraz
3.) Muon Baryon / Youth Uprising
4.) Dollop / SQNY
5.) Yes we can / Quite
6.) Untraceable / TBC
7.) l4Kuna / T.R.S.I.
8.) Lunaquatic / Blue Flame
9.) Sult / Loonies
10.) Neutraespective ESA-C01 / STILL


Die 4k Intros sind die Demos des Jahres 2009! Was durften wir in diesem Jahr in diesen lausigen 4096 Bytes doch alles an wundervoller Technik bewundern. Längst sind die Zeiten vorbei, in der nur ein einziger Effekt, meist sogar ohne Musik, gezeigt wurde. 2009 protzten die Kleinen mit abwechslungsreichen Effekten, sie packten die Shader-Hämmer aus, wirbelten uns mehrere Minuten lang atemberaubende Szenen entgegen und gefielen mit glasklarer Klangqualität. Das ist oftmals mehr, als in so manch ausgewachsener Demo steckte.

Elevated hat letztendlich das Rennen gemacht. Es war eine knappe Entscheidung, da sowohl Rudebox, als auch Muon Baryon die abwechslungsreicheren Echtzeit-Shows boten. In Sachen Atmosphäre und Musik kann und konnte Elevated aber keine andere Intro das Wasser reichen. Dreieinhalb Minuten technisch höchst beeindruckender Landschaftsaufnahmen, wirkungsvolle Kamerafahrten, coole Lichteffekte und sehr entspannte Musik bietet das Werk von RGBA und TBC. Die zweitplatzierte Intro Rudebox von Alcatraz wirbelt hingegen reichlich Shader-Staub auf, beeindruckt sogar mit einer rasanten Fahrt auf einem Motorrad. Muon Baryon hingegen spielt mit Würfeln und Kugeln, lässt diese Auftauchen und rotieren, nur um das Licht auf ihrer metallischen Haut brechen zu lassen.

Dollop von SQNY landete auf Platz 4, bietet eine abstrakt lebendige Unterwasserwelt und die beste Soundqualität aller hier gelisteten Werke. Auch die anderen aufgeführten 4k Intros bieten technisch außergewöhnliches. Ein Jedes auf seine ganz eigene, spezielle Art und Weise. Mit l4Kuna von T.R.S.I. hat es auch eine erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Produktion in unsere Jahres Top10 geschafft. Untraceable von TBC ist hingegen das kleinste hier aufgeführte Intro, denn es ist gerade mal 1024 Bytes "groß".



Best PC Demo:
1.) Frameranger / Fairlight
2.) Rupture / ASD
3.) fr-062: the cube / Farbrausch
4.) The Golden Path / United Force
5.) Extatique / Adinpsz
6.) Blunderbuss / Fairlight
7.) Project Avarus / Pyrotech
8.) Times Square / Hedelmae
9.) Chameleon / ASD
10.) Ballad of a cluster bomb - Director's Cut / Kooma


Pompös und wuchtig gegen die Tron'sche Eleganz. Oder anders gesagt: Frameranger von Fairlight gegen ASDs Rupture. Dies war der Kampf, der über Monate hinweg an der Demo-Front tobte, denn die Demos waren in diesem Jahr nicht so stark vertreten wie in den Jahren zuvor. Zumindest nicht was elitäre Releases angeht. Fast hätte es sogar noch einen lachenden Dritten gegeben, der die beiden Effektriesen 2009 noch überholt hätte, da Farbrausch kurz nach Weihnachten ihr fr-062: the cube ins Rennen schickten und mit brillanter, neuartiger Shader-Kost für Aufsehen sorgten. Letztendlich hat es doch nur für Rang 3 gereicht. Ganz oben auf dem Treppchen sahen wir letztendlich Frameranger. Warum? Weil die erste Hälfte der Demo so ungeheuer brachial inszeniert ist. Da bohren sich Stahlringe in den Boden, fetzen diesen auf und hetzen einem detailliert modellierten Auto hinterher, das sich im späteren Verlauf als "Autobot" enttarnt. Ein spektakulär inszenierter Kampf läutet das Ende des ersten Teils ein. Zwar fällt die zweite Hälfte von Frameranger Design-technisch etwas ab, bietet aber noch faszinierende Partikelkost.

Rupture mit seiner stylischen, Tron-ähnlichen Welt, die mit einem breiten Fuhrpark durchrast wird, musste sich den heftigen Szenen der Fairlight-Demo geschlagen geben. Obwohl auch hier jede Menge cooler Technik, viel Rasanz und gelungenes Design drinstecken.

Die Überraschung des Jahres war hingegen The Golden Path. So schön bunt, abwechslungsreich, frohgelaunt und dennoch harmonisch designt war eigentlich keine andere Demo. Auch Extatique zählt zu den Titeln, die man eigentlich nicht auf der Rechnung hatte. Der psychedelische Trip von Adinpsz begeisterte aber nicht nur mit seinen treibenden Beats, sondern mit seinem wahnwitzigen Effektgewirbel, sowie einer der stimmigsten Einleitungsszenen in der Geschichte der Demoszene.

Was gab's sonst noch? Blunderbuss, erneut von Fairlight, das so wundervoll melancholischen Gesang bietet. Das 3D-Schwergewicht Project Avarus. Den funkigen Trip Times Square. Oder natürlich das zum Nachdenken anregende Ballad of a cluster bomb - Director's Cut mit seinem ungewöhnlichen Video-Filter. Chameleon von ASD wäre eigentlich ein Kandidat für die Top3 gewesen, da der darin verwendete Grafikstil aber inzwischen zum dritten Mal recycelt wurde, blieb mangels Innovation nur ein guter neunter Platz.



Best PC 64k Intro:
1.) Ephemera / Approximate
2.) Applied Mediocrity / Kakiarts
3.) Arjttdoasw / Mayhem
4.) Transform / Atebit
5.) Scatterpillar / Inque
6.) Enigma Sequence / Approximate
7.) Hotel Bar Heroes / Portal Process
8.) Klaxton / PlayPsyco
9.) Chelewa / ADF
10.) Write me, please / f0x


Nur wenig Aufmerksamkeit schenkte die Demoszene den einst so beliebten 64k Intros im Jahr 2009. Zwar sind alle hier genannten Produktionen sehenswert, doch gab es nur einen wirklichen Über-Kracher in dieser Kategorie: Ephemera von Approximate. Gleich reihenweise findet man hier aufwändig modellierte 3D-Szenen. Knackig und scharf sind die Texturen, die Farbwahl eine Wucht. An den Vorjahressieger Panic Room von Fairlight kommt Ephemera zwar nicht heran, zu den ganz Großen seiner Zunft zählt es aber definitiv. Schöne Effekte gab es auch in Applied Mediocrity zu sehen, unserem Silbermedaillen-Gewinner. Mehr als nur ein Achtungserfolg gelang Mayhem mit dem kryptisch betitelten Arjttdoasw. Transform von Atebit bietet einen coolen Wechsel von Old- zu Newskool, verpasste die Podestplätze aber knapp. Wer die Farbe Orange liebt, der wird bei Scatterpillar glücklich.



Best Console Demo:
1.) K2 - 029: numbering sucks (NDS)
2.) Man meets Machine (Gameboy)
3.) Lack of Disco (NDS)
4.) C0D3R C0L0RZ (NDS)
5.) Misery III (C64 DTV)


2009 war kein gutes Jahr für die Konsoleros unter uns. Nur wenig Brauchbares konnte gesichtet werden. Die großen Maschinen, allen voran PlayStation und Xbox, gingen gar komplett leer aus. Gewuselt wurde hingegen auf den Handhelds, wobei Nintendo klar und deutlich die Nase vorn und mit dem DS die stärkste mobile Plattform im Rennen hatte. Sogar der gute, alte Original-Gameboy wurde noch mit feinem Stoff versorgt. Unser Sieger bei den Konsolen-Demos heißt in diesem Jahr K2 - 029: numbering sucks und läuft auf Nintendos DS. Und zwar in einer Art und Weise die zeigt, wie raffiniert und intelligent man die beiden Bildschirme zum Anzeigen hochklassiger 3D-Effektkost verwenden kann. Die Demo von K2 pulsiert, sie treibt, sie fetzt richtig rein, und zwar sowohl optisch, als auch bei der Musik. Es gibt sogar Stimmen, die dieses Werk mit der Grafikqualität einer PS2 vergleichen. Das mag vielleicht etwas weit hergeholt sein. Fakt ist jedoch, dass es sich hierbei um die bislang beste Demo für Nintendos Handheld-Wunder handelt. Definitiv!

Auch Man meets Machine, eine Demo für Nintendos Gameboy, betreibt mächtig Krawall und findet sich auf dem zweiten Rang wieder. Was hier an Effekten und brachialem Sound herausgekitzelt wird, ist schlichtweg sensationell. Sogar eine Raytracing-Szene sowie viel, viel Sprachausgabe, vor allem ganz am Schluss, gibt es. Lack of Disco von Popsy Team geht da traditionellere Wege und spult gleich mehrere nette Oldskool-Effekte auf den zwei Bildschirmen des DS ab. Auch die Ohren kommen hier nicht zu kurz und werden von einem funkigen Track verwöhnt. Auf dem vierten Platz wartet schon die nächste DS-Demo, von der es allerdings auch einen Windows-Port gibt. C0D3R C0L0RZ heißt diese und hat ein paar witzige 3D-Szenen auf Lager. Der C64 DTV wurde hingegen mit Misery III von T.R.S.I. versorgt, das insbesondere grafisch zu bezaubern versteht.



Best Oldskool Demo:
1.) Jesus Christ Motocross (Amiga)
2.) Lightshaft (Amiga)
3.) Luminagia (Amiga)
4.) Andropolis (C64)
5.) Walking in Circles (Amiga)
6.) Suretrip II - Dopecode (Atari ST)
7.) Step by Step (Amiga)


Wir haben lange überlegt, ob wir in diesem Jahr wieder eine eigene Amiga-Kategorie einführen sollen, gab es 2009 doch wieder mehr interessante Amiga-Releases. Und immerhin hängt an diesem Rechner, mit dem wir aufgewachsen sind, immer noch unser Herz. Doch stellten wir nach ein wenig Stöbern fest, dass ca. 80% der interessanten Beiträge auf der Breakpoint 2009 veröffentlicht wurden. Eine reine Best-of-Amiga-Liste würde also fast der BP-Hitliste gleichen. Also wurde die Top5 gestrichen, auf eine Top7 erweitert und um coole Demos für andere "oldskool" Plattformen ergänzt. Was sehen wir dort?

Dass Jesus Christ Motocross, die abgefahrene, wilde Rocker-Demo für den Amiga, unsere Oldskool-Demo 2009 ist. Die Tolle Technik und ein etwas anderes Design waren dafür ausschlaggebend. Traditionellere, nicht minder beindruckende Demo-Kost folgt auf dem Fuß. Eludes Lightshaft ist so herrlich TBL'esk und zeigt immer noch, was man doch alles aus einem Amiga heraus kitzeln kann. Nicht minder beeindruckend, dafür aber nur vier Kilobyte groß ist Luminagia von den Loonies. Bronze gibt's dafür!

Auf Rang 4 folgt dann das erste Nicht-Amiga-Werk, nämlich Andropolis für den C64. Auch hier bleibt einem die Spucke weg, wenn man all die tollen Effekte und wunderschönen Grafiken sieht, die in dem 8-bit-Meisterwerk stecken. Von der erstklassigen Musik ganz zu schweigen. Walking in Circles von den Newcomern von ADA ist hingegen eine richtig schöne, kleine Intro mit großartigem Design. Auf den Plätzen folgen die Atari-ST-Demo Suretrip II - Dopecode (spektakuläre Show!) und nochmal Elude, dieses Mal aber mit dem Rihanna-Cover Step by Step.



Best Wild Demo:
1.) Turbulence / LFT
2.) Julie / Nuance
3.) The Death Grind / Endre Barath
4.) Sentience / Bad Loop
5.) My.lab / Mercury


Neben den 64k Intros war auch die Kategorie der Wild Demos in diesem Jahr nicht so hochklassig besetzt wie es normalerweise der Fall sein sollte. Viele Realfilm-Videos, die eher peinlich als lustig waren, spuckten die Demo-Parties aus. Echte Leckerbissen musste man mit der Lupe suchen. Einer davon hieß Turbulence. Wie schon im Vorjahr, so hat LFT auch dieses Mal wieder eigene Hardware zusammengelötet und dafür eine Demo programmiert. Die zeigt leckere Effektkost auf C64-Niveau, wirkt aber aufgrund der durch eine Batterie gespeisten Platine samt CPU, 48k RAM-Speicher und Soundausgabe noch beeindruckender als ein echter Brotkasten.

Richtig fesch sieht Julie aus, ein barockes Filmfestspiel mit einer holden Maid als Hauptdarstellerin. The Death Grind zeigt das Innere in unserem Kopf, uns zwar als Liebeserklärung an die Welt der Zahnräder. Auch Sentience fand den Weg in die Top5, hat es doch mit seiner atmosphärischen Farbgebung und der schönen Musik überzeugende Argumente auf seiner Seite. My.lab von Mercury bildet mit seinen absurden Kreaturen den Abschluss in der Kategorie, in der alles präsentiert werden darf, was nicht im Echtzeitsektor Platz findet oder auf bekannter Hardware läuft.



Best Invitation:
1.) RAR - Devmania 2009 Invitation / TGGC
2.) MAIN 4 Invitation / T.R.S.I.
3.) Blockparty 2009 Invite / XPLSV
4.) Submerged / Outracks
5.) Everything is under control / MFX


Es sind die kleinen Namen, die im Jahr 2009 unsere Best-of-Tabelle im Bereich der Einladungsdemos dominieren. Natürlich tummeln sich hier mit Submerged (Einladung zur The Gathering 2010) und der Breakpoint'09 Invitation Everything is under control zwei brachiale Kaliber für große Veranstaltungen, bei denen nicht nur die Boxen erzittern, sondern auch die Grafikkarte tüchtig Arbeit bekommt. Dass aber ausgerechnet der für seine, oftmals lustigen 4k Intros bekannte Programmierer TGGC unsere Invitation des Jahres aus dem Hut zaubern würde, ist wirklich eine Überraschung. Eine wunderschöne im Übrigen! Effekt-Brimborium überall erwartet einen hier, Pixel-Lack und 3D-Abstraktion wie es selbst die berühmten Leute von der Gruppe Plastic nicht schöner zeigen könnten. Hut ab vor dem, was alles in RAR - Devmania 2009 Invitation steckt. Denselben ziehen wir auch vor der MAIN 4 Invitation. Auch hier steckt mit Gopher ein Coder dahinter, der sich bislang auf 4k-Pfaden bewegt hat, plötzlich aber mit einer ausgewachsenen Demo auftaucht. In Zusammenarbeit mit H2o (Grafik) und W.O.T.W. (Musik) ist ein orangefarbenes Echtzeitspektakel entstanden, das mächtig auf die Tube drückt und kräftig rummst. Ebenfalls gute Musik und sehr, sehr stylische Equalizer-ähnliche Effekte präsentierte uns die Blockparty 2009 Invite von XPLSV, in die wir uns von Anfang an verliebt hatten und die sich die Bronze-Medaille sichern konnte.



Best Music Disk:
1.) Back to the Sources / Nightradio
2.) BitJam Remix Compo 2 - The Music Disk / BitFellas & Rebels
3.) Tracked in Time / Brainstorm
4.) Themes Vol. 2 / SandS
5.) reTracked #2 / WebSound.ru


Eigentlich war die Entscheidung klar. Die auf Hochglanz getrimmte Aufmachung, so edel und liebevoll designt, hätte der Music Disk zur BitJam Remix Compo 2 locker auf den Platz an der Sonne bescheren müssen. Kaum ein anderes Produkt in dieser Kategorie hatte optisch mehr zu bieten. Nirgendwo sonst schien mehr Aufwand drin zu stecken. Doch ist der Kern entscheidend, also das, was hier musikalisch geboten wird. Und hier bietet das mächtige BitFellas-Werk eben nur Remixe und keine eigenständigen Musiken. Klar sind diese von hervorragender Qualität und auch abwechslungsreich arrangiert, den tollen Klängen von Back to the Sources mussten sie sich dennoch beugen. Die Music Disk von der bislang unbekannten Gruppe Nightradio bietet ein erfrischend neues Konzept und richtig viel gute Musik. Genussvoll bahnt man sich seinen Weg durch die Equalizer-Planeten und lässt sich von den coolen Tracker-Sounds berieseln. Ebenfalls getrackten Musikgenuss par excellence bietet Brainstorms Tracked in Time, das immerhin die erste Music Disk des vergangenen Jahres war und sich über all die Monate weit oben in unserem Gehörgang halten konnte. Themes Vol. 2 von der Gruppe SandS verpasste knapp die Podestplätze, bietet aber speziell mit dem Song Santa Mario eines der besten Lieder 2009. Ebenso hörenswert ist reTracked #2, eine weitere Produktion die ganz im Zeichen von gut gemachten Remixen steht.



Best Scene-Game:
1.) Giana's Return (Windows)
2.) Typomagia (Windows)
3.) r0x (Atari STe)
4.) Seconds to Nothing (Windows)
5.) Poomania (GBA)


Hüpfen wie in alten Tagen, Rollenspielkämpfe per Schnelltipperei auf der Tastatur austragen, oder herumfliegen im schönsten Shoot'em Up Stil. Das bieten die drei Kandidaten, die aufs Podest bei der Wahl zum besten Game aus der Demoszene stürmten. Allüberragend ist dabei Giana's Return, ein Remake, ach wo, ein inoffizieller zweiter Teil zum Kult-Jump'n'Run um die beiden zersausten Schwestern, das seinem Vorbild in nichts nachsteht! So schön wurde schon lange nicht mehr auf dem PC gehüpft. Versionen für andere Systeme, unter anderem für Mac OS X und Dreamcast (!) sind in Vorbereitung. Gänzlich anders ist Typomagia, ein Rollenspiel, bei dem man eigene Truppen durch die Eingabe von Wörtern erschafft und dem Feind entgegenschickt. Das Prinzip ist simpel, aber absolut suchterregend. r0x für den Atari ST wirkt auf den ersten Blick wie ein klassisches Shoot'em Up, ist aber eigentlich keines. Zwar wird hier ein kleiner Raumjäger gesteuert, dieser ist jedoch nicht bewaffnet. Vielmehr gilt es umherfliegenden Asteroiden auszuweichen und fleißig Bonussymbole aufzusammeln, damit das Punktekonto in die Höhe schnellt. r0x ist einfach, aber gut, sieht noch dazu gut aus und bringt viel kostenlosen Spaß auf die alte Atari-Kiste. Ballern pur steht dafür bei Seconds to Nothing von Andromeda Software Development auf dem Programm, ein 3D-Ballerspiel, das auf dem stylischen Grafikgerüst der Rupture-Demo basiert. Komplettiert wird das Quintett von Poomania, einem fäkalitastischen Pipemania-Klon für den Gameboy Advance.



Best Effects:
1.) fr-062: the cube / Farbrausch
2.) Frameranger / Fairlight
3.) Trendwhore / STILL
4.) Rupture / ASD
5.) Extatique / Adinpsz


Die Letzten werden die Ersten sein! Ein Motto, das voll und ganz auf Farbrauschs fr-062: the cube zutrifft. Am 28.12.2009 wurde es auf der TUM'2009 gezeigt, hat dort den Demo-Wettbewerb gewonnen und auf Anhieb Sympathiepunkte und Anerkennung für das technisch geleistete eingeheimst. Nun steht es bei uns für die Wahl der besten Effekte in einer Demo ganz oben. Dieser Shader-Effekt, bei dem sich kleine Schuppen in atemberaubender Art und Weise über eine glatte Oberfläche ziehen. Der später sogar noch in Treppchenform bewegt wird und sich dennoch über die Außenhaut zieht, wieder verschwindet und auf seine ganz eigene Art "lebt", der raubt uns wirklich den Atem. Da konnte Frameranger noch so brachial protzen und mit Staubpartikeln um sich werfen, das Gold ging an Farbrausch! Den dritten Platz angelten sich STILL, obwohl ihr Trendwhore die Tauglichkeit für den Massenmarkt nicht besteht. Diese schrillen Visuals, dieses Glimmern und Gleißen, das macht was her und hat uns beeindruckt. Zersplitternde Welten hat man seit Debris schon öfters in der Demoszene gesehen. Auch Rupture zeigt das, wenn auch im minimalistischen, aber nicht minder beeindruckenden Stil von Tron. Wie flüssig jedoch die ganze Geschichte in diesem Werk gezeigt wird, und wie harmonisch sich die unterschiedlichen Schauplätze ineinander fügen, nur um dann doch auseinander gerissen zu werden, das hat seinen eigenen Charme. Einen technisch beeindruckenden! Das gilt ebenso für die Kaleidoskop-Effekte in Extatique. Die hat man bislang noch nicht in solcher Detailverliebtheit und Raffinesse im Echtzeitsektor gesehen.



Best Soundtrack:
1.) Demovibes 9 / Willbe
2.) Roadside Picnic / Brainstorm
3.) Blunderbuss / Fairlight
4.) Chameleon / ASD
5.) Dollop / SQNY


Der beste Demo-Soundtrack 2009 kommt& eigentlich aus zwei separaten Demos! Zum einen aus Edge of Disgrace, der fantastischen C64-Demo von Booze Design, sowie aus Stargazer, dem PC-Meisterwerk von Andromeda und Orb. Meisterhaft wurden beide Stücke von Willbe zusammengemischt und bilden den Start-Track seines Demovibes 9 Samplers. Damit hat sich nicht nur der französische Soundkünstler selbst übertroffen, vielmehr verbeugt er sich damit auch vor zwei der besten Demos aller Zeiten inklusive deren Musikern. Außerdem stellt dies ein Novum in der Geschichte der Best-of-Reports auf 4Sceners.de auf. Einen Sieger-Soundtrack, der eigentlich in keiner Demo vorkommt, gab es bislang noch nicht. Dieser Mix ist aber einfach zu gut um ignoriert werden. Mit Platz 2 kehren wir jedoch zu den echten Demo-Musiken zurück. Der Soundtrack zu Roadside Picnic, intoniert von niemand geringerem als Altmeister Bit-Arts, hämmerte brachial, aber so ungeheuer atmosphärisch in Richtung Trommefell wie kein anderes Stück im vergangenen Jahr. Eine gute, aber nicht überragende Demo wurde alleine aufgrund dieser faszinierenden Beats zu einem "must see & hear" 2009. Gänzlich andere klangliche Wege beschritten Fairlight in Person von Bliss mit ihrem Staub aufwirbelnden Werk Blunderbuss. Richtig gute Gitarrenmusik mit melancholischem Gesang bietet das Stück, dem auch Branchenstars wie Keane, Coldplay oder Embrace nicht mehr Atmosphäre hätten einhauchen können. Auch aMUSIC / ASD tummelt sich in den Top 5. Der Soundtrack aus Chameleon ist so ungeheuer kreativ und fantastievoll. Diese Mischung aus jazzigen Pianoklängen, Streichern und groovigem Gesang ist bislang einzigartig in der Demoszene. Einzug in die atmosphärischen Soundsphären hielt dieses Mal sogar eine 4k Intro. Die technisch meisterhaft gespielten Klänge aus SQNYs Dollop lassen viele andere, dicke MP3-Dateien verblassen.



Best Demo-Concept:
1.) Ballad of a cluster bomb - Director's Cut / Kooma
2.) Rupture / ASD
3.) Kyklop / MFX
4.) Sanstitre / Northern Dragons
5.) The Golden Path / United Force


Der Name Kooma weckt bei so manchem Kenner der Demoszene Angst. Angst vor purem Noise, Trommelfell malträtierendes Geschrammel und Rauschen. Kooma sind Liebhaber von solchen Sounds in Demos und zeigen dies oftmals auch bei der visuellen Gestaltung ihrer Produktionen. Ballad of a cluster bomb - Director's Cut ist jedoch anders. Es ist zwar ein verstörendes Meisterwerk, aber nur weil es mit seinen Videosequenzen an die Schrecken des Krieges erinnert. Musikalisch geht es in eine ganz andere Richtung. Songwriter David Rovics steuerte die melancholische Gitarrenballade bei, die so hervorragend zu dem eingesetzten Videofilter passt, der allen Szenen ein Wachsähnliches Aussehen verleiht. Weitaus mehr als nur ein Videoclip ist diese Ballade. Sie ist schlichtweg einzigartig und deshalb mehr als nur ein würdiger Sieger in dieser Disziplin!

ASDs rasante Verfolgungsjagd auf Vehikeln jeglicher Art samt zerbröselnder Umgebung, auch Rupture genannt, erreichte Platz 2. Wieder einmal hat uns Navis mit seinen flüssig ineinander übergehenden Szenen begeistert und wir fragen uns immer wieder aufs Neue, woher der Mann seine Ideen bezieht. Den dritten Podestplatz haben MFX mit ihrem Kyklop erklommen, das zwar nur aus einer Szene besteht, diese aber aufgrund der stimmungsvollen Beleuchtung und des grandiosen Soundtracks in ein unheimlich dichtes Netz der Atmosphäre packt. Sanstitre, das bei jedem Pianoton bunte Farbspritzer auf dem Bildschirm verteilt, sowie die poppig bunte Bonbon-Wundertüte The Golden Path folgen auf den Plätzen.



Best Group:
1.) Adinpsz
2.) Andromeda Software Development
3.) Fairlight
4.) United Force
5.) Farbrausch


Wir alle wissen, dass ASD, Fairlight und Farbrausch die großen Drei in der Demoszene sind. Dass sie eigentlich jedes Jahr die Podestplätze unter sich ausmachen müssten. Auch in diesem Jahr hätte es diese Elite natürlich wieder verdient gehabt ganz oben zu stehen. Doch wollen wir an dieser Stelle auch anderen Gruppen eine Chance geben. Gruppen, die sich in den vergangenen 12 Monaten besonders gut gemacht haben. Die für Überraschungen sorgten, die ihnen eigentlich niemand zugetraut hätte. Wobei wir natürlich unsere aller Lieblingsgruppen dennoch nicht vergessen.
Zwei bislang eher unbekannte Namen vergnügen sich deshalb in unseren Top5. Zum einen Adinpsz - unsere Demogruppe des Jahres. Mit Extatique haben sie eine der besten Demos 2009 geschaffen. Sie zelebrieren hier die Kunst des Demo-Designs, verknüpfen ein stimmungsvolles Intro und 2D-Grafiken mit einem rasanten Effekttrip, der in jedem Club die Besucher von der Tanzfläche fegen würde. Doch ist Extatique nicht das einzige Werk, mit dem Adinpsz zu gefallen wussten. Schon zu Jahresbeginn gewann ihre Demo The Orange Guy die Numerica Art Party. Mit Psynnabis präsentierten sie außerdem eine coole Textmode-Demo. Vibrant hingegen war ein kniffliger, aber gut gemachter Zwei-Stick-Shooter. Sie waren also an allen Fronten vertreten. Wer hätte das gedacht!

Ähnliches kann man über United Force sagen, die 2009 definitiv ihren Durchbruch geschafft haben. The Golden Path ist eine Hammer-Demo und sprüht geradezu vor Lebensfreude. Weiterhin sind sie Spezialisten im Wild-Demo-Sektor, wo sie mit Videosequenzen, Photo-Art, gerenderter Kunst und einem stets guten Sound immer wieder zu überzeugen wissen. Wie etwa mit Ho no, the reality has been ruptured! oder l'expériment grande.

Und zwischen diesen beiden Gesellen finden sich unsere "Big Names" wieder. Auf Platz 2 ASD, die mit Rupture und Chameleon zwei heiße Eisen ins Feuer schickten. Fairlight begeisterten 2009 mit unserer Demo des Jahres, Frameranger, sowie Blunderbuss. Farbrausch kamen hingegen nur in schwer in Fahrt. fr-065: euphotic war nett, das Spiel spidr optisch zwar trist, aber eine echte Spielspaßgranate. Erst mit fr-062: the cube, das Ende Dezember erschien, zeigten sie wieder faszinierende und technisch verblüffende Demokunst.



Best Picture:
1.) The Harvesting / Morci
2.) Death of Wat Tyler / Unreal
3.) A Measure of Life / Slayer
4.) Profit Motive has no conscience / Maxon
5.) Kap der guten Hoffnung / Xenusion


Die beste Grafik, oder anders gesagt: das beste Bild, kam 2009 von Morci. The Harvesting heißt es und zeigt ein gigantisches, fantastisch modelliertes Raumschiff im All. Er ist spezialisiert auf solche Szenarien, denn schon seine anderen Bilder waren im Universum angesiedelt. Keines davon hat jedoch diese Qualität und diesen Detailreichtum. Letztlich war The Harvesting ein klarer Sieger, denn es wurden nur wenige, wirklich außergewöhnliche Bilder bei den Grafikwettbewerben der Szenetreffs gesichtet. Death of Wat Tyler, gepixelt von Unreal, hat uns außerdem noch gut gefallen. Sehr schön auch A Measure of Life vom Amiga-Altmeister Slayer, das mit seinem schrägen Stil und der morbiden Atmosphäre durchaus auch zu Filmen wie The Corpse's Bride oder Coraline passen könnte. Maxon, der 3D-Maestro aus Finnland, hat mit seinem Profit Motive has no conscience ebenfalls gute Arbeit abgeliefert. Genauso wie Xenusion, der mit Kap der guten Hoffnung endlich wieder einmal ein Bild auf einer Party veröffentlicht hat.



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Top-Downloads:
1.) Elevated / RGBA & TBC
2.) Rupture / ASD
3.) Frameranger / Fairlight & CNCD & Orange

Was wir 2009 aus der Demoszene gelernt haben:

* Jede gute Party hat inzwischen eine 4k procedural graphics competition. Hier werden Bilder per Code generiert, wobei die Größe von 4096 Bytes nicht überschritten werden darf.
* Demomusiker veröffentlichen fantastische Musik für lau - und zwar immer öfter. Unsere Alben des Jahres: Leandi von Mosaik, sowie From Zero to Hero von Paniq.
* Immer mehr alte "Hasen" kehren zurück in die Demoszene. Bit-Arts und W.o.t.w. machen wieder Musik, der Grafiker PGCS kehrt zu Alcatraz zurück und ist somit der neueste Promi-Opa im Kreis.
* Im nächsten Jahr werden wir wohl eine Zusatzkategorie einführen müssen, denn es erscheinen immer mehr nur ein Kilobyte große Winzlinge. Was technisch bei den 1k Intros alles möglich ist, zeigten zuletzt TBC mit Untraceable.
* Der Szene-Song des Jahres, der auf einer offiziellen Demo-Party veröffentlicht wurde, kommt für uns von King Thrill Tekotuotanto und heißt Irish Rain. Präsentiert wurde das gute Stück auf der Assembly 2009.
* Dass es verdammt schwer ist in seiner Freizeit noch ausführlichere Berichte für 4Sceners.de zu schreiben, wenn einen den ganzen Tag ein kleiner, süßer Racker auf Trab hält

(Bobic, 01.01.2010)


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