254 - Allister Brimble - The Amiga Works (CD-Review) (.de)

Bobic, Sat 16 Nov 2013

Allister Brimble - The Amiga Works (CD-Review)

In der 16-Bit-Ära war der Amiga ein echtes Soundwunder. Soundchip „Paula“ gab Samples derart klar wieder, dass ich meinen Heimcomputer sofort an die Stereoanlage geklemmt habe: Ab ins Soundtrack-Menü, aufdrehen, genießen! Neben Hülsbeck-Melodien war ich regelrecht süchtig nach den aufgekratzten Techno-Tracks von Allister Brimble, der kürzlich eine Remix-Compilation veröffentlicht hat.



von Jan Wöbbeking (4Players.de)

Das Beste von der „Freundin"

Die mit Kickstarter-Hilfe veröffentlichte Compilation enthält die beliebtesten Stücke von Brimbles Amiga-Ära - aus Alien Breed, Project X oder Superfrog, neu eingespielt mit aktuellen Synthesizern. Sogar schwache Prügelspiele wie Full Contact wurden durch Allisters Musik zu etwas besonderem. Den technoiden Titeltrack zum Street-Fighter-Konkurrenten Body Blows würde ich noch heute in DJ-Mixes zwischen The Prodigy, Altern-8 & Co. einbauen, wenn – ja wenn der Sound nicht so kratzig wäre. So gut der Amiga in Computermaßstäben auch klang – im Vergleich zu professionellen Stücken auf Vinyl oder CD fehlen einfach Druck, Dynamik und vor allem ein sauberer Klang. Genau dieses Problem könnte die Neuauflage beseitigen: Endlich kommen die Klassiker richtig zur Geltung, endlich gibt es seine Tracks in glasklarer mixbarer Form!

Das dachte ich zumindest, denn in der Praxis hat Brimble die Remixes der harten Stücke in den Sand gesetzt. Bleiben wir beim Beispiel Body Blows bzw. dem Update Body Blows Galactic. Kaum ein Spiel fängt den legendären 92er Hardcore-Sound aus England so gut ein wie dieses Intro: Alarm-Sirenen, euphorische Melodien im Synkopen-Rhythmus begleitet von nervösen Stabs - abgeschmeckt mit kurzen Sprachfetzen aus Rave-Klassikern. Wenn man die Augen schließt, sieht man förmlich, wie neonbunte Raver in einer alten Lagerhalle die Knicklichter rotieren lassen.

Extraportion Weichspüler

Und der Remix? Ihm wurde sämtliche Energie des Originals entzogen. Weichgespült, glattgebügelt und mit faden Synthie-Sounds versehen, damit auch ja kein Technophobiker von schrillen Tönen abgeschreckt wird. An die Stelle von futuristischen Soundeffekten und jaulenden Rave-Synthesizern treten gefällig flächige Synthesizer-Harmonien. Seinen traurigen Tiefpunkt erreicht das Stück bei einem Break in der Mitte. Der raue Hoover-Sound des Originals erinnerte an Maurice Engelens aufpeitschendes Mortal-Kombat-Thema und verlieh dem Stück noch einmal neue Energie.

In der Neuauflage wird die Melodie dagegen von einem schrecklich dünnen, hohen Piepston gespielt. Warum nur, Allister, warum? Warum schleifst du bei deinen Klassikern ausgerechnet die charakteristischen Ecken und Kanten ab? Sogar meine Gitarrenmusik hörenden Mitschüler mochten deine Tracks dafür: „Body Blows? Das ist doch dieser öde Street-Fighter-Klon. Aber die Techno-Musik ist echt super!“ Beim Thema zum Shoot-em-up Project X setzt sich das Trauerspiel fort: Der einst energetische Klassiker wurde mit einer viel zu seichten Instrumentenwahl verwässert. Mit Full Contact leidet sogar ein ruhiges Panflöten-Stück: Das Original war beinahe schon ein meditatives Erlebnis – stimmungsvoll präsentiert zu den fließenden Bewegungsabläufen einer Kampfsport-Silhouette. Die dazugekommenen Flächen lassen den Track neuerdings deutlich voller klingen, was das minimalistische Flair stört.

Neue Kälte im All

Komplett anders verhält es sich mit den Soundtracks, welche schon im Original an Synthesizer-Musik erinnern. Spiele wie Assassin, Alien Breed und seine Nachfolger profitieren davon, dass sie jetzt klarer klingen, inhaltlich aber nur behutsam aufgefrischt wurden. Wenn ich höre, wie sich die ruhig und unheilvoll wabernden Flächen ausbreiten, fühle ich mich direkt wieder ins eiskalte All der knallharten Shooter versetzt. Auch die Aufarbeitung der albernen Superfrog-Themen ist prima gelungen: Königliche Trompetenfanfahren, quakende Frösche und alberne Melodien sorgen auf Anhieb für gute Laune.

Als Fan von Allister Brimble tut es mir wirklich weh, diese Zeilen zu schreiben, aber für mich ist The Amiga Works durch die verunstalteten Techno-Remixes eine Riesenenttäuschung – zumal das Weichspülen der krachenden Stücke auch reichlich anachronistisch wirkt. Im Zuge des Neunziger-Revivals lassen schließlich immer mehr Acts den Rave-Sound der frühen Neunziger auferstehen, darunter Jakazid, The Prodigy oder mr. Niceguy. Für die ruhigeren Stücke wie Alien Breed oder Superfrog lohnt sich die Anschaffung von Brimbles Remix-Compilation aber: Sie wurden sinnvoll aufgefrischt und klingen auch in der neuen Fassung zeitlos gut.

Einschätzung: befriedigend

Verfügbarkeit
Von der limitierten CD-Auflage (1000 Stück, wahlweise mit USB-Stick) sind auf der offiziellen Homepage nur noch Restbestände verfügbar. Dort gibt es die Compilation aber auch als Download im mp3- bzw. FLAC-Format.










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